Programmieren von Apps leichtgemacht: No-Code- & Low-Code-Plattformen drängen in die Rechts- und Steuerberatungsszene – eine Marktanalyse

Was sind No- & Low-Code-Plattformen?

Mithilfe von No- & Low-Code-Plattformen können ohne Programmierkenntnisse Prozesse und Workflows abgebildet und automatisiert werden. Der Markt zeigt, dass es viele Anbieter solcher Plattformen gibt. Doch wie soll man unter den unzähligen Anbietern die Plattform finden, die am besten zu einem passt?

Marktanalyse

Um Abhilfe zu schaffen, habe ich unsere Mitarbeiterin Juliane gebeten, eine Marktanalyse über No- & Low-Code-Plattformen durchzuführen. Sie hat verschiedenste Quellen gesichtet (u.a. Gartner, Forrester Wave) und dabei knapp 50 Anbieter ausfindig gemacht. Im Rahmen einer individuellen Vorauswahl haben wir die Liste erheblich reduziert und uns die selektierten Anbieter genauer angesehen. Unsere Auswahl, Bewertungskriterien und indikative Bewertung nach dem „Smiley-based Approch“ 😉 kann der nachstehenden Übersicht entnommen werden.

Bewertung ausgewählter No-Code- und Low-Code-Anbieter

Überwiegend vereinen die Plattformen No-Code-Entwicklungen und die Möglichkeit zur Low-Code-Entwicklung, um individuellen Anforderungen für die Abbildung von Use Cases gerecht zu werden. Eine Ausnahme stellt mgm A12 dar, bei der es sich um eine reine Low-Code-Plattform für Unternehmen handelt; dennoch kann die Modellierung hiermit schnell erlernt werden, wie die Studierenden der Uni Siegen mit ihren Case Studies bewiesen haben (Lowcoding Tax Apps | Casestudy an der Uni Siegen – taxtech.blog).

Bewertungskriterien

Die Plattformen wurden nach den Kriterien Features, Integration, User Management, Database, Learning Support, Compliance, Legal Solutions, Audit Logs, Cloud/Server analysiert. Die Kriterien setzen sich aus Erwartungen an die Plattform sowie aus Kernelementen zur Befolgung steuerlicher Pflichten zusammen, um Qualität in Compliance und Reporting sicherzustellen. Die zehn Kriterien können in drei Gruppen unterteilt werden. Bei den Minimumkriterien (Features, Integration, User Management) lassen sich nur wenige Unterschiede zwischen den Plattformen beobachten. Bei den Zusatz- und Spezialkriterien sieht das aber anders aus.

Kernfunktionalitäten & Supportangebote

Kernelemente aller angebotenen Plattformen sind die einfache Modellierung und Automatisierung von Funktionalitäten für die Erstellung von webbasierten Apps, wobei in der Regel das Drag & Drop-Prinzip zum Einsatz kommt. Viele Plattformen bieten zur Integration von Daten und Prozessen vorgefertigte Konnektoren an, wodurch zahlreiche weitere Systeme angebunden werden können. Die Anbindung einer Datenbank an die Applikation ist bei allen Plattformen möglich, teilweise ist sie schon integriert.

Alle o.g. Anbieter ermöglichen es im Grundsatz, verschiedene Benutzergruppen zu definieren und diesen unterschiedliche Berechtigungen zuzuweisen. Dabei ist zu beachten, dass einige Anbieter ihre Preise nach der Anzahl der Benutzer berechnen und in diesem Zusammenhang eine (ggf. hohe) Mindestzahl erwarten. Zum Teil wird auch der zur Verfügung gestellte Speicherplatz (insgesamt/pro Benutzer) begrenzt, während der andere Teil keine Grenzen setzt.

Die Anbieter stellen ein breites Angebot an Self-Learnings und FAQs zur Verfügung. Die Lernangebote reichen von Dokumentationen über Videos und Webinare bis hin zu Community-Foren. Zudem werden auch Trainings und teilweise die Zertifizierung als Power-User u.Ä. angeboten. Der Support unterscheidet sich bezüglich der angebotenen Leistungen und der Support-Zeiten. Hinsichtlich der Compliance-Anforderungen haben die Anbieter ein besonderes Augenmerk auf die internationale Norm ISO 27001 zur Informationssicherheit und SOC 2 gelegt.

Fokus Rechtsbranche

Neun Anbieter weisen ihre Lösungen als besonders geeignet für die Rechtsbranche aus. Die Aufbewahrung von Audit-Protokollen ist größtenteils länger als ein Jahr möglich und sie sind jederzeit abrufbar. Um eine längere Verfügbarkeit zu gewährleisten, besteht die Möglichkeit ein Protokollsystem zu implementieren. Aus Sicherheits-, Datenschutz- und Berufsrechtsgründen kann es erforderlich sein, die cloudbasierten Applikationen in einer eigenen Cloud oder auf eigenen Servern bereitstellen zu können, statt die Cloud des Plattformanbieters zu nutzen. Ein Großteil der Anbieter lässt die Nutzung der Plattform in einer Private-Cloud, On-Premise oder in einer Hybrid-Umgebungen zu.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die Wahl einer No- oder Low-Code-Plattform stark von den eigenen Anforderungen und Einsatzgebieten abhängt. Ich möchte mich daher mit einer Empfehlung für den einen oder anderen Anbieter zurückhalten. Auch deshalb weil ich selbst noch nicht alle Anbieter testen konnte. Allerdings möchte ich auch kein Geheimnis daraus machen, dass ich A12 von mgm und die Betty-Blocks-Plattform schon richtig 👍 finde.