Künstliche Intelligenz (KI) in der Steuerwelt

Allgemeines

Googel ich den Begriff „Künstliche Intelligenz in der Steuerwelt“ bekomme ich in Bruchteilen 7,6 Mio. Treffer angezeigt. Bei Abwandelung des Begriffs in „… in der Steuerberatung“ erhalte ich in derselben Zeit 144.000 Treffer. Bei der Suche nach „… in der Steuerverwaltung“ werden nur noch 19.400 Treffer angezeigt. Die Trefferquoten könnten den tatsächlichen Umsetzungsstand der KI widerspiegeln. Wird der Oberbegriff KI seit dem 30.11.2022 sehr gehypt, sind Anwendungsbeispiele und Trainingsdaten vermeintlich noch nicht in dem Reifegrad, als dass sie in der Steuerberatung oder Finanzverwaltung angekommen sind. Als globale Begriffe nehme ich derzeit auf Social Media (LinkedIn, Twitter, Instagram, …) Wörter wie OpenAI, ChatGPT oder DALL E 2 wahr, denn erste innovative Köpfe (aus Verwaltung, Wirtschaft und Steuerberatung, …) teilen ihre Ideen 24/7 auf Social Media. 

Kreative Tools

„Der“ TAXPUNK ist seit ca. zwei Jahren aktiv und hat in den letzten Monaten fleißig im KI-Labor gewerkelt. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Zuerst wurde eine geführte ChatGPT-Abfragemaske nebst Anwendungsleitfaden veröffentlicht. Wer schon immer einmal als Yoda mit einem Chatbot kommunizieren wollte, kann dies mit der Prompt Engineering-Maschine, ganz ohne Anmeldung und Registrierung, mit wenigen Klicks erledigen. Als Quelle dient hier der ChatGPT-Input mit Stand September 2021. Eine andere Quelle kann man zu Rate ziehen, wenn man Fragen zu den GoBD oder zur DSGVO hat. In dem Bereich AI Playground hilft TAXPUNK bei der Beantwortung der Fragen. Die Güte der Antworten steht und fällt mit der eingegebenen Fragestellung (engl. „prompt“) der Person, die vor dem Rechner sitzt. Dies sollte bei sämtlichen Abfragen berücksichtigt werden. Die Kunst ist es, durch geschickte Fragestellung zu einem zufriedenstellenden Ergebnis zu gelangen.

KI in der Steuerberatung

KI kommt bspw. bei der Verrechnungspreisthematik in Benchmarktstudien zum Einsatz. Als denkbare Einsatzmöglichkeiten sieht das Institut für Digitalisierung im Steuerrecht e.V. (Fachausschuss VII) u.a. die Bereiche Steuerfindung, automatisierte Buchungen, Bescheiddaten-Abgleich oder aber auch Datenanalysen bis hin zur Implementierung in Tax Compliance Management Systemen.

KI in der Finanzverwaltung

Auch wenn die Finanzverwaltung bei der Eingangsabfrage die wenigstens Treffer erzielte, gibt es doch zwei Leuchtturmprojekte, die aktuell in den Medien vertreten sind:

  1. Auswertung der Pandora Papers

Bei der Auswertung der gekauften Daten-Leaks sollen die Spezialistenteams der Ermittlungsgruppe (EG) OLET sowie die Forschungsstelle KI (FKI) Licht in das Dunkel der unstrukturierten Massendaten bringen. Die EG OLET ist dabei spezialisiert auf die forensische Auswertung der Daten-Leaks, die FKI stellt modernste IT-Verfahren und eine interdisziplinäre Zusammenarbeit eben mit der EG OLET.

So soll die Künstliche Intelligenz der menschlichen unter die Arme greifen: „Unsere Expertinnen und Experten haben die uns angebotenen Daten vor dem Kauf eingehend geprüft und als authentisch und verwertbar eingestuft. Uns liegen nun über 3,8 Terabyte Daten vor, die sich auf mindestens 10,4 Millionen Dokumente erstrecken. Das sind Größenordnungen, die kaum vorstellbar sind. Vielleicht macht ein Vergleich die Dimensionen greifbarer. Sollte jedes der Dokumente nur aus einem Blatt Papier bestehen und würde man diese übereinanderstapeln, dann wäre die höchste Erhebung in Deutschland nicht mehr die Zugspitze, sondern mit rund vier Kilometern Höhe der Pandora Papers-Turm in Kassel. Diese Menge allein mit menschlicher Intelligenz und in Handarbeit zu erfassen, würde Jahrhunderte dauern oder Heerscharen von Beamten beschäftigen“, erklärte Finanzminister Boddenberg.

  1. Tax Defence Analytics (TaDeA)

Steuerhinterziehung und aggressive Steuergestaltung mit internationalen Bezügen führen zu einer Ungleichmäßigkeit der Besteuerung. Die Aufdeckung und Ermittlung ist häufig komplex und zeitintensiv. Zudem sind häufig unstrukturierte und strukturierte Daten zu analysieren. Dies zieht eine zeitintensive Datenaufbereitung – insbesondere von unstrukturierten Daten –  nach sich, um die Datenanalyse durch Experten vornehmen zu können.

Das Landesamt für Steuern Niedersachsen und die Abteilung VLBA der Universität Oldenburg in der Forschungskooperation „TaDeA – Tax Defence Analytics“ bestreiten neue KI-Wege in Form von Data Science-Methoden. Ziel ist es mithilfe von Datenanalysen Umsatzsteuerbetrugsfälle und aggressive Steuervermeidungspraktiken aufzudecken, die bisher unentdeckt bleiben oder erst zu spät aufgedeckt werden. Das Projekt wird zum 30.11.2023 abgeschlossen und soll schon bald in die tägliche Arbeit implementiert werden. Aus dem April-Quartalsmeeting ergeben sich einige Funktionen von TaDeA:

  • Es wurde eine innovative, auf künstlicher Intelligenz basierende Architektur entwickelt, die es ermöglicht, große Datenmengen effizient zu verarbeiten und Erkenntnisse bereitzustellen
  • Text Mining zur Analyse von steuerrelevanten Dokumenten
  • Entwicklung von Risikoregeln, die es ermöglichen, potenzielle Steuerausfälle frühzeitig zu erkennen und gezielt Gegenmaßnahmen einzuleiten

Fazit

Die Künstliche Intelligenz verbreitet sich langsam in unserer Arbeitswelt. Welche Vor- oder Nachteile sie mitbringt, kann derzeit noch nicht abgeschätzt werden. Klar ist jedoch, dass KI in wenigen Jahren nicht mehr aus unseren Berufen wegzudenken sein wird. Im Idealfall erzeugt sie dabei neue Kapazitäten, um Menschen dabei zu entlasten, ihnen zeitaufwändige Handarbeit einzusparen und zu gestatten freigewordene Zeit für z.B. Qualitätssicherung oder den Ausbau neuer Geschäftsbereiche zu investieren.