Das Thema Digitalisierung wird für immer mehr Bereiche zu einem zentralen Dreh- und Angelpunkt. Auch in der Steuerpraxis möchte man Technologie Lösungen nicht mehr missen. Aber was hat der Markt eigentlich alles zu bieten, wo stehen wir bei der Digitalisierung im Bereich der Steuern und was liegt noch in der Zukunft? PSP München hat einen Marktüberblick zu existierenden Tax-Tech-Tools veröffentlicht und Stefan Groß, Partner bei PSP, hat im Rahmen der Eröffnungskonferenz der „Tax Technology Weeks“ den aktuellen Stand der Digitalisierung im Bereich Steuern thematisiert.
Die Marktübersicht zeigt, dass bereits eine Vielzahl verschiedener Tax-Tech-Lösungen existiert (aktuell fast 200). Diese finden sich vor allem in den Bereichen Umsatzsteuer, Ertragssteuern und Zoll/Verbrauchsteuern wieder. Zudem werden auch steuerartenübergreifende Tools angeboten. Die Ergebnisse der Marktübersicht verdeutlichen, dass Technologie Lösungen in der Steuerpraxis vor allem für Massensachverhalte und repetitive Tätigkeiten, wie man sie aus dem Bereich der Umsatzsteuer oder auch der Lohnsteuer kennt, geeignet sind. Es existieren beispielsweise bereits Analysewerkzeuge (z.B. PwC Deep Tax Analyser), Robotic Process Automation Anwendungen (z.B. Automation Anywhere) oder auch generelle Lösungen zur Bewältigung der exponentiell wachsenden Datenmengen (z.B. EY VAT Return Analytics Basic).
Der nächste Schritt in der Digitalisierung des Steuerbereichs und der Entwicklung der Tax-Tech-Tools ist laut Groß, die Nutzung der Plattform-Ökonomie. Die bereits existierenden steuerartenübergreifenden Technologie Anwendungen stellen zwar schon vielversprechende erste Lösungen dar, allerdings birgt die vollständige Integration aller Steuerarten/-prozesse durch den Einsatz der Plattform-Technologie besonders große Potenziale für die Steuerpraxis. Darüber hinaus gibt es erste Versuche die Blockchain-Technologie in der Steuerpraxis zu nutzen. Der tatsächliche Einsatz liegt aber wohl auch noch in der Zukunft.
Groß nennt verschiedene Gründe für die Vielzahl an Tax-Tech-Tools. Zum einen hat die Digitalisierung des Steuerrechts bereits begonnen (s. E-Bilanz, DAC 6, GoBD, etc.), weshalb entsprechende Anwendungen dringend benötigt werden. Zum anderen müssen in der Steuerpraxis immer neue Antworten für sich stetig weiterentwickelnde und neu entstehende Geschäftsmodelle (bspw. Kryptowährung) gefunden werden. Darüber hinaus wird die Dringlichkeit der Digitalisierung in der Steuerpraxis seit diesem Jahr durch Covid-19 noch intensiviert. Der ehemals im Jahressteuergesetz 2020 enthaltene § 147b AO-E, wäre laut Groß eine große Chance für die Digitalisierung des deutschen Steuerrechts gewesen. Ein durch die Finanzverwaltung erlassenes Datenstandardformat würde die Interoperabilität der verschiedenen Tax-Tech-Tools positiv beeinflussen.