Neue Auflage des SRP-Handbuchs veröffentlicht

Das auf der Internetseite des Landes Schleswig-Holstein (allgemein zugänglich und kostenlos) zur Verfügung gestellte SRP-Handbuch zum länderübergreifend verbreiteten (Außen-)Prüfungsverfahren „Summarische Risikoprüfung (SRP)“ ist von der 1. öffentlichen (10. internen) zur 2./11. Auflage aktualisiert worden: https://www.schleswig-holstein.de/DE/Fachinhalte/B/betriebspruefung_digital/Summarische_Risikopruefung.html.

Die Digitalisierung der Betriebsverwaltungen schreitet permanent weiter voran. Dabei werden zunehmend auch Sicherheitsaspekte z.B. mit besseren Vernetzungen („Hubs“) und der „Blockchain-Technologie“ beachtet, die als „Tax Compliance Management Systeme (TCMS)“ Rechtssicherheit herstellen sollen. Dementsprechend wird vom Bundesverband der Deutschen Industrie e.V. (BDI) gefordert, dass sich die Durchführung von Betriebsprüfungen auch an solchen Systemen ausrichten sollte (nachzulesen auf Seite 13 unter: https://bdi.eu/publikation/news/steuerliche-betriebspruefungen/).

Zweifellos ist eine fortlaufende Ausrichtung der Prüfungstechnik an den sich ändernden Prüfungsbedingungen unverzichtbar, damit die „Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit“ des Untersuchungsgrundsatzes gem. § 88 AEAO bei Prüfungshandlungen erreicht werden können. Folglich wurde das Handbuch zur verbreiteten „Summarischen Risikoprüfung (SRP)“ überarbeitet.

Mit systematisch-mehrperspektivischen Prüfungsnetzen wie der SRP lassen sich umfangreiche Daten zügig und zielführend analysieren, damit die zu prüfende Vergangenheit möglichst vollständig rekonstruiert werden kann. Das ist die notwendige Voraussetzung für eine sachgerechte Rechtsanwendung auf den Einzelfall, wie es z.B. im Abschnitt „mehrperspektivisches Diagramm“ unter Pkt. 5.1.3. in der neuen 2./11. Auflage des SRP-Handbuchs zur Fremdüblichkeitsbeurteilung unzähliger konzerninterner Verkäufe vieler unterschiedlicher Artikel vorgestellt wird: Geeignete Datenvisualisierungen erarbeiten in kurzer Zeit einen derart konkreten Gesamtüberblick, dass mit wenigen gezielten Vertiefungshandlungen (punktuelle bzw. regelmäßige) Abweichungen von IC-Preisen darauf untersucht werden können, ob die Gründe steuerlich anzuerkennen sind. Sowohl die in Wirtschaft und Beratung zunehmend verbreiteten B(usiness)-I(ntelligence)-Programme als auch moderne Transfer-Pricing-Systeme verfolgen denselben Zweck aus der progressiven Sicht der Planung und „Tax Compliance“.

Die Vorteile dieser maximalen Aufklärbarkeit umfangreicher Betriebsdaten sind auch für die Verprobung insb. der Vollständigkeit von Bareinnahmen von Bedeutung: Anstelle von „scheingenauen“ Berechnungen auf der Basis unvollständiger Geldflussinformationen bzw. rudimentärer, ungesicherter Preis- und Mengendaten kann die Plausibilität der relevanten Aufzeichnungen aus diversen Blickrichtungen auf deren betriebswirtschaftliche Logik hinterfragt werden. Dabei erlauben die SRP-Vorlagen (als technische Ausführungshilfe) das komfortable, vollständig dokumentierte Einpflegen aller zusätzlichen Erkenntnisse und das Simulieren möglicher Einzelfallsituationen, um deren Einfluss auf die Schlüssigkeit zu ergründen. Im Ergebnis offenbart sich, ob die Aufzeichnungsqualität im Einzelfall überhaupt eine seriöse Schlussfolgerung rechtfertigt – dies folgt der teleologischen Intention des Verifikationsprinzips „gleichmäßige Überprüfung im Massenbesteuerungsverfahren, damit sich keiner durch Verschleierung oder Unklarheit entziehen kann“.

So unverzichtbar die Qualitäten der visualisierenden Datenanalyse für den gesetzlichen Auftrag sind, „alle für den Einzelfall bedeutsamen […] Umstände [bei der Sachaufklärung] zu berücksichtigen“ (§ 88 AO und analog § 76 FGO), gelingt einem ungeschulten Laien die zielführende Bedienung leistungsfähiger B(usiness)-I(ntelligence)-Programme im Gegensatz zu den Werbeversprechen nicht (vgl. auch: „Ten red flags signaling your analytics program will fail”, nachzulesen unter: https://www.mckinsey.com/business-functions/mckinsey-analytics/our-insights/ten-red-flags-signaling-your-analytics-program-will-fail#). Erste Erfahrungen in der Finanzverwaltung mit dem Programm „Power BI“® haben eindeutig ergeben, dass die SRP-Grundlagen „interdisziplinäres Methodenverständnis“ und „mehrperspektivische Prüfungssystematik“ wesentlich für einen erfolgreichen Einstieg in die moderne BI-Datenanalytik sind. Die Einrichtung einer Enquete-Kommission „Berufliche Aus-bildung in der digitalisierten Arbeitswelt“ durch den Bundestag (nachzulesen unter: https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/enquete_bb) ist ein klares Anzeichen für die allgemeine Ratlosigkeit bei der Zusammenführung der menschlichen Qualitäten „Intuition“ und „Erfahrung“ mit den IT-Vorteilen „Geschwindigkeit“ und „Fehlerfreiheit“. Im Hinblick auf die Förderung der „Digitalkompetenz“ durch Aus- und Fortbildung sollten Wirtschaft, Beratung und Verwaltung „an einem Strang ziehen“, denn aktuelle Veranstaltungen wie bspw. das kommende taxtech.forum lassen regelmäßig erkennen, dass die Fragen/Probleme, Lösungsansätze und Schlussfolgerungen modernder Betriebsverwaltung und TCMS sowie progressiver Prüfungstechnik (weitgehend) übereinstimmen.